Josephine Riemann
Diana zwischen den Welten
Die mythologische Figur ‚Diana‘
Die schöne Diana, römische Adaption von Artemis, wurde als Göttin der Jagd, aber auch als Hüterin der Frauen, verehrt.
Als ihre Attribute gelten sowohl Pfeil und Bogen, als auch (seltener) Speer und Netz.
Als unbezähmbar, wild und frei wird sie beschrieben. Diana wollte für immer unverheiratet und jungfräulich bleiben. Nicht einmal nackt gesehen werden wollte sie von Männern. Als es Aktaion, ebenfalls leidenschaftlicher Jäger, dennoch tat, indem er Diana beim Baden beobachtete, verwandelte sie ihn aus Rache in einen Hirschen. Dieser wurde von seinen eigenen Hunden brutal zerfleischt. Das brachte ihr den Ruf der Grausamkeit ein. Dabei ist zu bemerken, dass Hirsche zu den Tieren gehörten, denen sie nachstellte. Der Hirsch wiederum ist Symbol für unermüdliche (männliche) Sexualität.
Mit Orion, auch er ein prächtiger Jäger, freundete sie sich jedoch an.
Gotische Bronze von Diana mit ihren Attributen und Tieren
Meine Installation ‚Diana zwischen den Welten‘
Ich möchte der Diana im Rumpenheimer Schlosspark ein Netz an die Hand geben, welches aus Gartenschläuchen verschiedener Farben gewoben ist.
Dieses soll so an ihr/bei ihr/neben ihr aufgelegt werden, dass offen bleibt, ob Diana in dieser Situation mit dem Netz jagt oder selbst darin gefangen ist. Weiterhin möchte ich zugleich, dass das Netz die Grenze zwischen Schleier oder Stola verwischt. Als eine Mischung daraus sollte es ihr zum Teil umgelegt sein. Auch die Assoziation Spinnennetz ist erwünscht, da auch die Spinne ein Netz zu Hilfe nimmt, um ihre Beute zu fassen.
Ich möchte mit der Installation einen Bezug zur Gartenkunst herstellen, weswegen ich mich für das Material den Gartenschläuchen bediene: Die Skulptur der Diana gehört zum Ensemble der gartenarchitektonischen Sehenswürdigkeiten im Schlosspark. Zugleich stelle ich durch die Verwendung von Materialien aus der Jetztzeit eine Verbindung vom Heute in die Zeit des alten Roms her.
Wenn das Netz als Schleier/Umhang aufgefasst wird, kommt zudem die Metaphorik des Schleiers als Symbol der Dunkelheit, des Vorbewussten, des Nicht-Aufgeklärten, der Unwissenheit hinzu. Der (Braut-)Schleier bedeutet auch Unterwerfung und Gehorsam, die Aufhebung des Schleiers ein Verlust der Jungfräulichkeit.
Netzjagd (hier Jagd einer Gämse)
Darstellung Dianas mit einem Umhang in einem altrömischen Mosaik
Die Zerrissenheit Dianas zwischen dem Angezogen-Sein von Männlichkeit (Liebe zu Hirschen, Freundschaft mit Orion) und dem bewussten Sich-Abgrenzen von der Männerwelt (ledig bleiben wollen, Ablehnung von Sexualität (und Schwangerschaft), Jagen mit fast durchgehend weiblichen Genossinnen) durch die Anordnung des Netzes zum Ausdruck kommen. Es soll sich die ‚Bivalenz‘ von dem Mit-einem-Netz-gefangen-werden und dem Mit- einem-Netz-fangen zeigen.
Diana steht zugleich auch zwischen den Welten ‚Frau und Mann/Mann und Frau‘, weil sie keine Vereinigung mit Männern wollte, auf dem Hirsch aber, der als ‚ihr‘ Tier galt, wurde sie auch reitend dargestellt. Sie lehnt die Männer ab und jagt zugleich wie ein Mann.
Das ist Dianas Janusköpfigkeit, die Dialektik ihrer Figur und daher steht sie für mich ‚zwischen den Welten‘.
Kunstgeschichtlich betrachtet steht die von mir geplante Installation ebenso ‚zwischen den Welten‘, denn die klassische Statue auf der einen Seite wird hier mit zeitgenössischer Kunst auf der anderen Seite vereint.
Vita
Curriculum Vitae
1994 Lehramtstätigkeit (Bildende / Bildnerische Erziehung, Biologie, Technisches Werken) in Deutschland und Österreich
seit 2019 Leben und Arbeiten in Berlin und in Purkersdorf bei Wien
Ausbildungen (Auswahl)
1984–94 Studien in Berlin (Hochschule der Künste, Freie Universität) und München (Akademie der Künste)
1994 Ernennung zur Meisterschülerin, HdK Berlin
Ausstellungen und Symposien
2022 „NEU-Aufnahmen“ in der GEDOK Galerie, Berlin, (Ausstellungsbeteiligung)
2022 „Schenk mir aus dem Jenseits einen Apfel“ in der GEDOK Galerie, Berlin (Ausstellungsbeteiligung)
2022 „drinnen = draußen / draußen = drinnen“ ENTLASTUNGEN im Popcorner, Berlin (Einzelausstellung)
2021 „Natur / Struktur“ in den SOHO Studios, Wien (Ausstellungsbeteiligung)
2021 „Herbstschau 2021“ in der KHBstudios, Berlin (Ausstellungsbeteiligung)
2021 „gehen, zeichnen, wohnen“ in der Kunsthalle Below, Deutschland (Residency)
2020/22 KHB „Parallelprotokolle“, KHB „Zimmerreisen“ (Beteiligung an den Formaten)
2020 „Memento mori oder die Sterblichkeitsrate“ im Punkt.Raum vom FRIZZ, Berlin (Einzelausstellung)
2001 „Megapearls“ in der Galerie Weißer Elefant, Berlin (Ausstellungsbeteiligung)
2001 „Neues Problem“ im Haus am Kleistpark, Berlin (Ausstellungsbeteiligung)
2000 „Synkopen“ im Amthof Feldkirchen, Kärnten (Ausstellungsbeteiligung)
1996 „Internationales Symposium“ in der Alten Molkerei am Prater, Wien
1996 „KUA“, Wien (Ausstellungsbeteiligung)
1996 „Berliner Positionen“ im Löwenpalais, Berlin (Ausstellungsbeteiligung)
1996 „Forum Berlin“ veranstaltet von n tv, Berlin (Ausstellungsbeteiligung)
1995 „Pearls Vol. II“ im Löwenpalais, Berlin (Ausstellungsbeteiligung)
1994 „Sonderkontexte im Angebot“ in der Dirty Windows Gallery, Berlin (Ausstellungsbeteiligung)
1994 „CESTA Internationales Symposium / Festival 1994“, Projekthaus CESTA, Tabor, Tschechische Republik
1994 „Jahresausstellung 94 CESTA“ des Projekthauses CESTA, Tabor, Tschechische Republik (Ausstellungsbeteiligung)
1992 „Montagen und Collagen“ bei Vinzenz Bedke, München
1991 „Vorlesungsverzeichnis“ in der Pasinger Fabrik, München (Beteiligung)
1989 „Rückkehrrückkehr“ im Neuen Kunst-Quartier, Berlin (Ausstellungsbeteiligung)
1987 „Stammbaum“ in den Katakomben, Berlin (Ausstellungsbeteiligung)
1985–88 „Städtischer Heuboden“, „Paul Linckes Monster“