Gebrauchsanleitung für die unfallfreie Kommunikation mit Künstlern

Mit Künstlern zu sprechen, ist nicht immer ganz einfach. Künstler artikulieren sich ja zuerst und am allerliebsten durch ihre Kunst. Ihnen fällt es mitunter etwas schwer, mit anderen Menschen über ihre Arbeiten zu reden oder sie gar zu erklären. Und dann fühlen sich etliche Künstler auch noch notorisch missverstanden. Viele von ihnen übrigens völlig zu Recht. Sie kennen sicher die Geschichte von diesem niederländischen Maler, van Gogh? Eben.

Dabei ist es durchaus sinnvoll, Künstler auf ihr Werk anzusprechen. Sehr viele freuen sich über die Resonanz von anderen – auch über eine Reaktion von Ihnen. Denn Kunst selbst ist natürlich Kommunikation. Kunst will Öffentlichkeit. Wenn Künstler nur nicht so eigensinnig wären, unverstanden und schwierig…

Was ist also das Geheimnis für eine unfallfreie Kommunikation mit Künstlern? Ganz einfach: Sie müssen sie nur auf die richtige Weise ansprechen. Ehrliche Fragen stellen. Echtes Interesse zeigen. Wir sind überzeugt: Sie können das! Und weil Sie jemand sind, der es wirklich wissen möchte, gibt es bei unserem ArtTalk gleich zwei Wege, die Künstler der Rumpenheimer Kunsttage anzusprechen. Entweder Sie schicken eine Nachricht über das ArtTalk-Mailfenster. Oder Sie rufen über eine unserer Leitungen die ArtTalk-Hotline an – und geraten dann an denjenigen oder diejenige, die gerade freiwillig Telefondienst macht.

Anrufen ist vermutlich noch spannender, aber auch die etwas größere Herausforderung (für beide Seiten).  Also: Seien Sie mutig. Hier geht es schließlich um Kunst. In Rumpenheim.

Reden Sie mit uns!

Sieben Dos und Don‘ts

Natürlich gibt es auch Möglichkeiten, den Dialog mit einem Künstler oder einer Künstlerin so richtig an die Wand zu fahren. Im Folgenden darum ein paar Tipps, welche Fettnäpfe man besser vermeidet und was anzusprechen sich lohnt – dann klappt‘s auch mit dem Künstler.

1. Stellen Sie ehrliche Fragen

Wie gesagt: Künstler möchten in ihren Werken etwas ausdrücken. Für andere. Stellen Sie darum vor allem eine Sorte Fragen: ehrliche. Je aufrichtiger Ihr Interesse, desto ergiebiger die Antwort.

2. Geben Sie nicht vor, gleich alles zu verstehen

„Ja, ja, ich weiß genau, wie das ist.“ Sind Sie selbst Künstler? Sind Sie exakt in der Situation des Künstlers, mit dem Sie gerade sprechen? Vermutlich nicht. Deswegen wissen Sie auch nicht „genau“, wie das ist. Oder wie die Werke entstanden sind, was sie erreichen möchten. Jeder Künstler, jede Künstlerin hat einen individuellen Antrieb. Besser Sie fragen danach, als gleich Schubladen zu öffnen und den Künstler wegzusortieren. Nur wenn wir nicht vorgeben, schon alles verstanden zu haben, kann sich ein echter Dialog entwickeln – mit Einsichten für beide Seiten.

3. Reden Sie ruhig über Künstler und Kunstwerke, die Sie mögen

Sie lieben Kunst? Hervorragende Voraussetzung für ein Gespräch mit einem Künstler. Die Kunstwelt ist vielfältig. Und wenn Sie selbst für bestimmte Kunstwerke brennen, ist das toll. Wie Kunst auf Menschen wirkt, ist für Künstler immer ein interessantes Thema. Reden Sie davon, welche Art von Kunst das ist und was Sie daran fasziniert. Wenn Kunst Ihr Thema ist – jetzt haben Sie den richtigen Gesprächspartner gefunden.

4. Ungebetene Ratschläge – mag niemand

Sie kennen das: Keiner hat diesen Menschen um seinen Rat gefragt, aber er sagt Ihnen einfach mal, was Sie in Zukunft alles besser machen sollten. Nervt, oder? Sehen Sie, Künstler nervt das genauso. Denn die beschäftigen sich intensiv mit ihrer eigenen Kunst. Nur deswegen machen sie sie. Erklären Sie einer Malerin also nicht, das Tafelbild sei tot, oder einem Performance-Künstler, dass Fernsehschauspieler aber mehr Geld verdienen. Das ist denen vollkommen egal.

5. Äußern Sie offen Ihre Meinung, wenn Sie darum gebeten werden

Wenn ein Künstler oder eine Künstlerin Sie fragen, wie deren Arbeiten auf Sie wirken – dann antworten Sie ehrlich. Äußern Sie bitte, welchen Eindruck Sie haben. Aber Achtung: Hier geht es nicht um vermeintlich kluge Ratschläge und auch nicht um ein beschwichtigendes Schulterklopfen, sondern um die tatsächliche Wirkung des Kunstwerks auf Sie. Um Ihre aufrichtige Meinung. Die ist für Künstler interessant.

6. Sprechen Sie über Dinge, die Sie lieben

Sie leben das Leben, das Sie führen, aus einem bestimmten Grund. Wahrscheinlich lieben Sie sogar die meisten Dinge daran. Nur weil Sie jetzt mit einem Künstler sprechen, müssen Sie nicht so tun, als seien Sie selbst über alle Maßen künstlerisch interessiert. Wenn Sie kunstbesessen sind: gut. Wenn nicht: genauso gut. Denn Künstler ist der Künstler ja schon selbst. Vielleicht sind Sie Bäcker, der gern von den Vorzügen der dreistufigen Sauerteigführung schwärmt, oder ein Programmierer, der vom Siegeszug der Blockchain-Technologie überzeugt ist. In jedem Gespräch ist es wichtig, authentisch zu sein, auch wenn Sie mit Künstlern reden. Deswegen: Seien Sie Sie selbst

7. Bleiben Sie in Kontakt, wenn Ihnen daran liegt

Wenn Sie sich kaum noch einkriegen vor Freude, weil Sie sich endlich mit jemandem austauschen können, der Ihre künstlerischen Ansichten teilt, oder wenn Sie die Arbeiten dieses Künstlers auch in Zukunft sehen möchten, dann bleiben Sie einfach in Kontakt. Und wenn Sie Ihr eigenes Ding machen – machen Sie es unbedingt weiter. Irgendwann werden wir uns dann wahrscheinlich aufmachen, um uns Ihre Kunst anzusehen. Sie wissen ja: Kunst will Dialog.

Text: © Thomas Möller, auf Basis einer Idee von Dana Sitar