• Temporäre Installation von Matthias Block zum Tag des offenen Denkmals und zu den Rumpenheimer Kunsttagen 2021

  • Das Schweizerhaus 1965 vor seinem Abriss. Quelle unbekannt

  • Schweizerhaus, Fotografie ca. 1870 – Archiv der Kulturstiftung des Hauses Hessen

  • Standort des Schweizerhauses im Schlosspark Rumpenheim

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Das Schweizerhaus im Schlosspark Rumpenheim

„Gibt es doch gar nicht. Kenne ich nicht. Habe ich nie gesehen.“ Eben. Das ist die Motivation des Kunstprojekts. Denn Reaktionen wie diese dürften die Regel sein, wenn man Rumpenheimer, auch alteingesessene, nach einem „Schweizerhaus“ im Schlosspark Rumpenheim fragt. Tatsächlich sind von diesem Schweizerhaus – neben einer Hinweistafel – nur noch steinerne Reste des Fundaments erhalten, an der südöstlichen Seite des Parks, nicht weit entfernt von der Parkmauer zur Schloßgartenstraße. Die historische Wegführung wurde erst im Zuge der Schlosspark-Umgestaltung 2018/2019 wieder angelegt. Auch viele Menschen, die gerne durch den Park flanieren, haben den Sockel und die beiden Treppenstufen vielleicht noch nie bewusst wahrgenommen.

Drei Tage der Rekonstruktion

Eine temporäre Intervention hat dies an zwei Wochenenden im September 2021 geändert – und lokale Geschichte erlebbar gemacht. Für den Künstler Matthias Block, selbst seit Jahrzehnten Rumpenheimer, gab es gleich zwei Anlässe, das Schweizerhaus für kurze Zeit wiederauferstehen zu lassen: den bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“ am 12.09.2021 (unterstützt durch die Bürgerinitiative Rumpenheim) und die „Rumpenheimer Kunsttage“ am 17. und 18.09.2021 (veranstaltet von KUNST.ORT.RUMPENHEIM)

Schweizerstil im Schlosspark

Gartenhäuser im sogenannten Schweizerstil oder auch Schweizerhaus-Stil waren im 19. Jahrhundert ein beliebtes Ausstattungselement von Landschaftsgärten. Das kleine Schweizerhaus im Schlosspark Rumpenheim wurde vermutlich im Zuge der Parkerweiterung 1858 errichtet. Erstmals erwähnt wird es jedenfalls in einer Beschreibung aus dem Jahr 1862. Eine Fotografie, die um 1870 entstanden ist, dokumentiert den damaligen Zustand. Vermutlich diente das Haus aus Ziegelfachwerk mit zwei kleinen Räumen zunächst als Ruheplatz und vielleicht auch als Spielhaus. Im 20. Jahrhundert nutzte es der Verwalter Fischer als Gartenhaus – er legte dort Gemüsebeete an. 1965 muss das Schweizerhaus, von dem damals wohl nur noch Mauerwerk stand, endgültig baufällig gewesen sein: Es wurde abgerissen. Kennzeichnend für diese Schweizerhäuser, die im sich industrialisierenden 19. Jahrhundert trotzig vom Glück in der Natur zu künden scheinen, ist das flachgeneigte und rundum weit vorkragende Dach, mit Überstand an Giebel und Traufe. Typisch sind auch die üppigen Verzierungen aus Brettschnitzereien – das Schweizerhaus im Schlosspark zeigte sie an seinem Dach und an der Balustrade.

Wenn Alltag fremd wird

Wie alle temporären Installationen von Matthias Block tritt auch diese Rekonstruktion des Schweizerhauses in eine enge Wechselwirkung mit ihrem Ort – in diesem Fall ist sie sogar zwingend an ihn gebunden. Dabei ist der Künstler überzeugt: Richtig sieht man seine Umgebung erst, wenn sie ihre Vertrautheit verliert. Wenn man aufgefordert ist, sie neu wahrzunehmen. Seine temporären Großinstallationen bewegen sich stets an der Schnittstelle von Vertrautem und Fremdem, weichen die Kategorien unserer Wahrnehmung auf und integrieren ein irritierendes Moment in unsere Alltagserfahrung – wie beim Wiedererscheinen des längst vergangenen Gartenhauses.

Staffage und Sehnsuchtsort

Ausgehend von gleichsam archäologischen Resten macht die Schweizerhaus-Installation Vergangenheit sichtbar. Dabei greift die Konstruktion die Dimensionen des verschwundenen Gebäudes genau auf. Auch hölzerne Elemente wie Windbretter, Giebelschmuck und Brettschnitzereien bildet Matthias Block dem Original nach – wenngleich aus anderen Materialien. In einem gewissen Sinn treibt die Rekonstruktion den Staffagebau der alten Schweizerhäuser auf die Spitze, wie eine abstrahierte Filmkulisse. Denn das vermeintlich alpenländische Gartenhaus, Sehnsuchtsort des 19. Jahrhunderts, behauptet, Natur sei Wahrheit. Selbst wenn sich diese Wahrheit aus olivgrünen Glasfaserstäben von Bundeswehrtarnzelten und goldlackierten Hartschaumplatten zusammensetzt. Jeder Betrachter darf selbst entscheiden, ob mit der temporären Installation nicht nur das Schweizerhaus im Schlosspark Rumpenheim, sondern auch etwas von dessen alter Idee des Glücks in der Natur wiederaufersteht.

Text: Thomas Möller

Gesammelte Erinnerungen rund um das Schweizerhaus finden sich weiter unten auf dieser Seite.

Kontakt:
matthias.block@kunst-ort-rumpenheim.de

Impressum

Erinnerungen von Inge Liebenow:

Dieses Gartenhäuschen diente meinem Vater Georg Melius, einem echten Rumpenheimer, als Geräte und Futterhaus . Er arbeitete damals für die Vogelwarte Helgoland von etwa 1936 bis 1943. Ich war damals etwa drei Jahre alt, als er mich ab und zu mitnahm. Wenn man vor dem Häuschen stand, war rechts davon eine große Vogeltränke, hinter die ein Netz gespannt wurde, in dem sich die Vögel verfingen. Mit großer Geduld wurden sie befreit, beringt, eingetragen in ein Buch und wieder freigelassen. Die vielen Nistkästen wurden überprüft und gereinigt. Es war eine wunderschöne Aufgabe denn dieser Park war ein Vogelparadies mit unendlich vielen Arten.

An Herrn Fischer kann ich mich noch gut erinnern, denn er hat das große Tor aufgeschlossen für die Besucher, an dem auch eine sehr große Tafel hing mit den einheimischen Vögeln. Auch erinnere ich mich an einen Maulbeerbaum am Weg, dessen weiße Maulbeeren recht gut schmeckten.
Später musste ich in den Park um den Bärlauch zu riechen. Das erinnerte mich an meine Kindheit. Nur deshalb fuhr ich nach Rumpenheim.
Wenn ich heute Rumpenheimer frage ob sie etwas wüßten von einer Seidenraupenzucht, kann es mir niemand beantworten. Ich glaube er hieß Herr Hofmann oder vielleicht Hartmann und seine Seidenraupen waren in der Marstallstraße links, bevor man rechts in den Schloßgarten geht. Es war in einem Hinterhaus im 1. Stock, in dem sich auch einmal ein Lokal befand.

Ihre Erinnerungen

Haben Sie auch Erinnerungen an das Schweizerhaus und sein Umfeld oder verfügen Sie über weitere historische Fotos? Dann schreiben Sie mir. Gerne nehme ich Ihre Erinnerungen und Fotos hier auf!

E-Mail: matthias.block@kunst-ort-rumpenheim.de

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