Wenn Alltag fremd wird
Wie alle temporären Installationen von Matthias Block tritt auch diese Rekonstruktion des Schweizerhauses in eine enge Wechselwirkung mit ihrem Ort – in diesem Fall ist sie sogar zwingend an ihn gebunden. Dabei ist der Künstler überzeugt: Richtig sieht man seine Umgebung erst, wenn sie ihre Vertrautheit verliert. Wenn man aufgefordert ist, sie neu wahrzunehmen. Seine temporären Großinstallationen bewegen sich stets an der Schnittstelle von Vertrautem und Fremdem, weichen die Kategorien unserer Wahrnehmung auf und integrieren ein irritierendes Moment in unsere Alltagserfahrung – wie beim Wiedererscheinen des längst vergangenen Gartenhauses.
Staffage und Sehnsuchtsort
Ausgehend von gleichsam archäologischen Resten macht die Schweizerhaus-Installation Vergangenheit sichtbar. Dabei greift die Konstruktion die Dimensionen des verschwundenen Gebäudes genau auf. Auch hölzerne Elemente wie Windbretter, Giebelschmuck und Brettschnitzereien bildet Matthias Block dem Original nach – wenngleich aus anderen Materialien. In einem gewissen Sinn treibt die Rekonstruktion den Staffagebau der alten Schweizerhäuser auf die Spitze, wie eine abstrahierte Filmkulisse. Denn das vermeintlich alpenländische Gartenhaus, Sehnsuchtsort des 19. Jahrhunderts, behauptet, Natur sei Wahrheit. Selbst wenn sich diese Wahrheit aus olivgrünen Glasfaserstäben von Bundeswehrtarnzelten und goldlackierten Hartschaumplatten zusammensetzt. Jeder Betrachter darf selbst entscheiden, ob mit der temporären Installation nicht nur das Schweizerhaus im Schlosspark Rumpenheim, sondern auch etwas von dessen alter Idee des Glücks in der Natur wiederaufersteht.
Text: Thomas Möller
Gesammelte Erinnerungen rund um das Schweizerhaus finden sich weiter unten auf dieser Seite.
Erinnerungen von Inge Liebenow:
Dieses Gartenhäuschen diente meinem Vater Georg Melius, einem echten Rumpenheimer, als Geräte und Futterhaus . Er arbeitete damals für die Vogelwarte Helgoland von etwa 1936 bis 1943. Ich war damals etwa drei Jahre alt, als er mich ab und zu mitnahm. Wenn man vor dem Häuschen stand, war rechts davon eine große Vogeltränke, hinter die ein Netz gespannt wurde, in dem sich die Vögel verfingen. Mit großer Geduld wurden sie befreit, beringt, eingetragen in ein Buch und wieder freigelassen. Die vielen Nistkästen wurden überprüft und gereinigt. Es war eine wunderschöne Aufgabe denn dieser Park war ein Vogelparadies mit unendlich vielen Arten.
An Herrn Fischer kann ich mich noch gut erinnern, denn er hat das große Tor aufgeschlossen für die Besucher, an dem auch eine sehr große Tafel hing mit den einheimischen Vögeln. Auch erinnere ich mich an einen Maulbeerbaum am Weg, dessen weiße Maulbeeren recht gut schmeckten.
Später musste ich in den Park um den Bärlauch zu riechen. Das erinnerte mich an meine Kindheit. Nur deshalb fuhr ich nach Rumpenheim.
Wenn ich heute Rumpenheimer frage ob sie etwas wüßten von einer Seidenraupenzucht, kann es mir niemand beantworten. Ich glaube er hieß Herr Hofmann oder vielleicht Hartmann und seine Seidenraupen waren in der Marstallstraße links, bevor man rechts in den Schloßgarten geht. Es war in einem Hinterhaus im 1. Stock, in dem sich auch einmal ein Lokal befand.
Ihre Erinnerungen
Haben Sie auch Erinnerungen an das Schweizerhaus und sein Umfeld oder verfügen Sie über weitere historische Fotos? Dann schreiben Sie mir. Gerne nehme ich Ihre Erinnerungen und Fotos hier auf!